Pferde und Ponys, die von Wölfen gerissen wurden, sind in Deutschland keine Seltenheit mehr. Längst hat sich der Wolf in weiten Teilen der Bundesrepublik wieder angesiedelt und ausgebreitet, auch in bevölkerungsreichen Regionen.
Doch wie kann eine Koexistenz von Weidetieren und dem Raubtier aussehen? Dafür gibt es in Deutschland bisher wenig rechtssichere Regelungen. Der Handlungsleitfaden Wolf in seiner dritten, völlig neu bearbeiteten Auflage schafft nun eine umsetzbare Grundlage für ein einheitliches Vorgehen in dieser Frage. Die Verbände des Aktionsbündnisses Forum Natur (AFN) beschreiben darin, wie ein aktives, mit dem EU-Recht konformes Wolfsmanagement in Deutschland möglich gemacht werden kann; nämlich indem einerseits der Wolfsbestand gesichert und andererseits der Schutz von Weidetieren erhöht wird.
Zehn Spitzenverbände, deren Mitglieder in und mit der Natur arbeiten, bilden das Aktionsbündnis Forum Natur. Dazu gehört auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Ziel der Verbände ist es, die Natur nachhaltig zu nutzen, zu bewirtschaften und sie damit gleichzeitig zu schützen. Zum Beispiel gehört zu einer fachgerechten Pferdehaltung die tägliche freie Bewegung auf der Weide. Nach zunehmenden Meldungen über Wolfsrisse stellen mehr und mehr Pferdehalter*innen ihre Tiere aber nur noch mit einem unguten Gefühl nach draußen. Deshalb muss klar definiert und gesetzlich geregelt werden, wie viele Wölfe in den unterschiedlichen Regionen Deutschlands leben können und wann ein Akzeptanzbestand, also eine definierte Grenze an Wölfen erreicht ist. Ist diese Grenze erreicht, muss eine aktive Entnahme von Wölfen über eine Abschussquote möglich sein. Unter Mitwirkung renommierter Wildbiologen haben die Verbände ein Berechnungsmodell für eine solche Quote erstellt, die auf die jeweiligen Regionen heruntergebrochen wird. Das Modell baut auf den offiziellen Wolfszahlen und Gutachten des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) auf.
„Aktives Wolfsmanagement bedeutet Herdenschutz und Bestandsregulierung der Wölfe aus einem Guss. Dass beim Thema Wolf Handlungsbedarf besteht, ist längst in der Politik angekommen. Jetzt können wir den Entscheidungsträgern in den zuständigen Behörden unseren Leitfaden und ein Berechnungsmodell an die Hand geben. Damit unterbreiten wir ihnen konkrete Vorschläge, was zu tun ist, um unsere Pferde und andere Weidetiere zu schützen“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach.
Der Handlungsleitfaden bietet neben wissenschaftlichen Informationen über den Wolf wie etwa seine Verhaltensweisen, sein Beuteschema und sein Jagdverhalten, auch Zahlen zu Rissstatistiken sowie zur Populationsentwicklung in Europa und zur Bestandsentwicklung in Deutschland. Auf dieser Grundlage wird definiert, welche Zahl an Wölfen in Deutschland akzeptabel ist und wie diese Zahl erreicht werden kann, etwa durch die Ausweisung von Wolfsgebieten und wolfsfreien Zonen, in denen Weidetiere mehr oder weniger unbehelligt von Wolfsangriffen leben können. Auch auf andere große Themenfelder wie Schutzmaßnahmen für Weidetiere und Entschädigungszahlungen im Falle
von Wolfsrissen geht der Leitfaden ein.
Der Leitfaden steht im FN-Shop als Download zur Verfügung: https://www.pferd-aktuell.de/shop/pferd-natur/wildtiermanagement-wolf-handlungsvorschlag.html
Foto: Wintermotiv vor dem Moritzburger Schloss